Energieautarkie 2050 – neue Strategie des Umweltministers wird verhalten aufgenommen

Präsentation der Studie "Energieautarkie".
Eine vollständige Energieversorgung Österreichs aus Erneuerbaren Energien ist machbar. Und dies kann und muss bis 2050 umgesetzt werden, sagt eine Studie, die Umweltminister Niki Berlakovich (rechts im Bild) am Mittwoch präsentierte. Univ.-Prof. Wolfgang Streicher von der Universität Innsbruck (links) leitete das Expertenteam der Studie. (Foto: Lebensministerium / apa-fotoservice / Robert Strasser)

Es ist das große Generationenprojekt für die nächsten Jahrzehnte. Der Ausstieg aus der fossilen Energie. Alles muss umgekrempelt werden – Technik, Wirtschaft, Landwirtschaft, Mobilität und Lebensweisen. Eine Riesenherausforderung. Und eine Riesenchance für die jungen Generationen – als Wirtschafts- und Arbeitsmotor. Denn der Ausstieg aus fossiler Energie ist und wäre Wirtschaftsinnovator und neuer Arbeitgeber in größter Dimension.

100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2050 sind machbar

Doch hängen viele Schatten über der Sache. Umweltminister Niki Berlakovich hat am Mittwoch eine Studie zur Energieautarkie Österreichs vorgelegt. Ihr Ergebnis: Österreich kann sich im Jahr 2050 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien versorgen. Noch dazu vollständig aus heimischen Quellen – autark. Und das soll nun auch bis 2050 umgesetzt werden.

Im Grunde sind das weltenstürzende Worte. Zumal, wenn sie ein Bundesminister ausspricht. Sie bedeuten: vollkommenes Ende von Erdöl, Erdgas und Atomkraft. Keine Verwendung und keine Importe mehr. Nicht nur wirtschaftlich und technisch, sondern auch geopolitisch eine epochale Umwälzung. Das Zeitalter der fossilen Energie, diesem Rückgrat der Industrialisierung seit Ende des 18. Jahrhunderts, wäre zu Ende. Und eine Utopie würde zur handfesten Realität.

Volle Unterstützung – Landwirtschaftskammer und ÖVP

Aber – die Reaktionen auf das neue Autarkieziel 2050 sind verhalten. Und es sind doch ingesamt eher wenige an der Zahl. Der Großverband der österreichischen Energiewirtschaft „begrüßt vor allem die Rückendeckung des Umweltministers für den Wasserkraftausbau“. Thermische, sprich fossile Kraftwerke würden aber „noch jahrzehntelang“ zum Ausgleich der Erneuerbaren Energien benötigt werden.

Deutlich positive Worte kommen vom Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Gerhard Wlodkowski: Es sei nun auch „wissenschaftlich untermauert, dass Österreich mittelfristig auf teure Energie-Importe verzichten kann“. Die heimische Biomasse werde dazu einen ganz wesentlichen Beitrag leisten. Es brauche aber endlich verlässliche Rahmenbedigungen: „Mit der schädlichen Stop & Go-Politik der Vergangenheit muss endlich Schluss sein“, so Wlodowski. Und: „Wir mahnen zügig die Umsetzung der Energiestrategie ein.“

ÖVP-Umweltsprecher Hermann Schultes unterstrich: „Der Minister bekommt unsere volle Unterstützung.“ Berlakovich zeige genau die Zielrichtung vor. Damit bis 2050 Öl, Gas und Atom der Vergangenheit angehören, müssten alle Kräfte im Land das Ziel unterstützen. Er verwies auf das wirtschaftliche Potential: „Milliarden von Euro würden nicht mehr in die Ölregionen des Nahen Ostens fließen.“ Die Energieautarkie würde eine enorme Wertschöpfung in Österreich binden und „Arbeitsplätze sichern und ausbauen“.

Nicht die Ziele, nur die konkreten Maßnahmen fehlen

Zustimmend äußerte sich auch die IG Windkraft. Man wolle Umweltminister Berlakovich „bestärken, bereits jetzt den Weg in Richtung Energieautarkie Schritt für Schritt zu gestalten“. In diesem Sinne erinnerte die IG Windkraft daran, dass die Genehmigung der Öko-Einspeisetarife für 2011 durch den Umweltminister und die Novelle des Ökostromgesetzes überfällig seien. Beide seien entscheidend wichtig für den aktuellen Ausbau der Windkraft.

Auch Austria Solar begrüßte den Autarkieplan mit Erneuerbaren Energien. „Weg von fossilen Brennstoffen ist der richtige Weg.“ Aber die Kritik folgte auf dem Fuß: „Es hat bereits sehr viele Ankündigungen gegeben, konkrete Taten sind aber ausgeblieben. Möge diese Initiative den Stillstand bei der Energiewende überwinden!“ So Roger Hackstock, der Geschäftsführer des Verbandes Austria Solar.

Auch Grüne, Greenpeace, Global 2000 und das BZÖ sehen das Problem bei der mangelhaften konkreten Umsetzung. Umweltminister Berlakovich habe „bislang Programme aufgelegt, die zwar Ziele benennen, aber keine auch nur halbwegs adäquaten Instrumente durchgesetzt, mit denen diese Ziele dann auch erreicht werden“, erklärte die Umweltsprecherin der Grünen, Christiane Brunner. Wichtiger als der Zeitpunkt des kompletten Austiegs „ist der genaue Zeitpunkt und die Intensität des Einstiegs in den Ausstieg“. Mit einer entsprechenden Novelle des Ökostromgesetzes noch im Frühjahr könne der Umweltminister die Glaubwürdigkeit seiner Ankündigungen unter Beweis stellen.

Eine Kurzfassung der Studie ist downloadbar unter: www.lebensministerium.at