„Ohne Arbeit bin ich tot.“ Ein Plädoyer zur Stärkung der Realwirtschaft und des nachhaltig orientierten Mittelstands

Die wahren Extremisten sind die „Vampire unserer Zeit“, die auf Kosten der Arbeit anderer leben: Börsenspekulanten, Zocker-Banken, korrupte Staaten und so mancher, der den Sozialstaat zu Unrecht ausnutzt. Dagegen kann die Politik vor allem eines tun: Die Realwirtschaft und den nachhaltig orientierten Mittelstand der Wirtschaft aufwerten und stärken. Von Wolfgang Lusak

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Ein Gastkommentar von Wolfgang Lusak |

Beim Einsteigen in die Straßenbahn fragte ich kürzlich den bekannten und betagten Nationalökonomen Erich Streissler – ich war einst sein Student – wieso er noch immer so aktiv sei und er antwortete: „Ohne Arbeit bin ich tot.“ Er hat damit ohne Zweifel ausdrücken wollen, dass ihm Arbeit Freude bereite und Lebensenergie schenke.

Ohne reale Arbeit und Leistung stirbt die Gesellschaft

Genauso ist es auch mit unserer Gesellschaft, ohne reale Arbeit und echte Leistung stirbt sie. Da wir aber zunehmend Sozial- und Kapital­exzesse verursachende Nicht-Arbeit mit Privilegien belohnen und kon­st­ru­ktive Leistung erbringende Arbeit mit Steuern und Belastungen bestrafen, wird sie schneller sterben.

Kapital- und Sozialexzesse

Da kann ein Börsenspekulant noch immer in wenigen Minuten, ohne real zu arbeiten und ohne jede Besteuerung, Millionen einstreichen. Da wird globalen Finanzkonzernen, die sich rücksichtslos verzockt haben, und Pleitestaaten, deren Regierungen tatenlos bei Korruption zugesehen haben, das Geld nachgeworfen. Da haben superreiche Ak­tio­näre so viel Geld in Steueroasen geparkt, dass damit alle Staaten dieser Welt in der Sekunde saniert werden könnten.

Da wurden kürzlich wieder einmal hunderte Gemeindebedienstete, ohne Schwerarbeiter gewesen zu sein, mit 53 Jahren in die Früh­pen­sion geschickt. Da täuschen sich „ganz normale“ Pensionisten – zu­meist noch locker 30 Lebensjahre vor sich habend – mit hyperaktivem Reisen, Dauer-Fernsehen und Alkohol über ihre innere Leere hinweg. Gleichzeitig wird in vielen Unternehmen und Projekten verzweifelt nach erfahrenen und leistungswilligen Mitarbeitern gesucht.

Die „Nicht-Arbeiter“ sind die Vampire unserer Zeit

Wolfgang Lusak
Wolfgang Lusak, Coach und Managementberater in Wien und NÖ

Die reichen und die armen Nicht-Arbeiter (die unverschuldeten echten Sozialfälle sind natürlich ausgenommen) sind die wahren Extremisten und damit auch die Vampire unserer Zeit, weil sie den Rest der Menschen aussaugen. Sie zahlen wenig bis keine Steuern, belasten unsere Staats­budgets, zerstören unsere Um­welt, ver­brau­chen unsere positive Energie. Und am allerschlimmsten: Sie haben den Sinn der Arbeit und damit des Lebens verloren, bei­de wollen schlauer sein als die Arbei­ten­den und sind letztlich innerlich unausgefüllte „Vampire“.

Leider können wir bei den armen Nicht-Arbeitern kaum die echt unwilligen von den echt willigen Arbeitslosen und Frühpensionisten auseinanderhalten. Wir können nur schwer den ausbeuterischen Nichtarbeitern etwas von ihrem unethisch bis kriminell angehäuften Geld wegnehmen, ohne die im Interesse der Gemeinschaft in nachhaltige Innovationen investierenden Unternehmen zu treffen.

Was tun? – Realwirtschaft und nachhaltigen Mittelstand stärken

Was können wir also gegen die modernen Vampire tun? Eines dürfen wir sicher nicht tun: Uns undifferenziert entweder auf die eine oder die andere Seite schlagen. Oder – wie das Regierungspolitiker gerne tun – zwischen beiden Seiten lavierend nicht vorankommen und kapitalistischen oder sozialistischen Lobbies die Macht überlassen.

Ich schlage vor, dass wir besser wenig gegen die Nicht-Arbei­ter, aber dafür viel für die Leistungsträger tun. Bekämpfen wir die Nicht-Arbeiter entschlossen und kompromisslos durch die Stärkung unserer gesellschaftlich-wirtschaftlichen Mitte. Denn es sind vor allem Mittel­schicht und Mittel­stand, also die Mitarbeiter und Chefs der innovativ und nachhaltig wirkenden Realwirtschaft, die uns zeigen, dass echte Arbeit und Leistung das wahre Lebenselixier der Welt sind.

Europa merke: „Ich arbeite, also bin ich“

Dabei geht es um eine auf diese konstruktive Mitte hin ausgerichtete Wertehaltung und Bildung, um Erneuerbare Energie und Klimaschutz, um nach dem Nachhaltigkeits- und nicht nach dem Billigstprinzip aus­gerichtete öffentliche Ausschreibungen, um Pensions-, Ver­wal­tungs- und Gesundheitsreformen, natürlich auch um Steuer­ge­rech­tigkeit und Innovationsförderung. Wir brauchen eine neue Lobby der Mitte. Europa merke: „Ich arbeite, also bin ich“.

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weitere Infos von und über Wolfgang Lusak, Lobby-Coach und Managementberater, unter:
www.lusak.at

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Foto Lusak: © W. Lusak
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