Symposion Dürnstein 2014: „Die Krise und das Gute Leben“ – Philosophie, Sozial­wissen­schaften, Religion & Medizin diskutieren: „Was fehlt uns zum guten Leben?“ | 6.-8.3.

Internationales Symposion Dürnstein: 6.-8. März 2014
Internationales Symposion Dürnstein: 6.-8. März 2014
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Was fehlt uns zum Guten Leben? Tomáš Sedláček und Robert Skidelsky beim Internat. Symposion Dürnstein

Von 6. bis 8. März geht das 3. Internationale Symposion Dürnstein in der Wachau. Dieses Jahr zum Thema „Die Krise und das Gute Leben“. Vortragende sind u.a. die bedeutenden Ökonomen Tomáš Sedláček (CZ) und Robert Skidelsky (GB), die den wirt­schaft­lichen „Wachs­tums­wahn“ infrage stellen. Namhafte Wissenschafter, Philosophen und Religionsvertreter aus Österreich, Europa und Latein­amerika diskutieren, was ist das „Gute Leben“? In Hinblick auf die globalisierte Arbeitswelt, auf Wirtschaft, Armut in Europa, Religionen, Nach­haltig­keit und Menschen­rechte. Mitver­anstalter ist die Donau-Universität Krems.

Akzidentiell, randständig, außenseiterhaft ist in heutiger Zeit, scheint es, die Frage nach dem „guten Leben“ geworden. Zumindest ihre profunde Erörterung. Voll im Griff haben den Menschen stattdessen die techne und der ausufernde Pragmatismus, der allenorts befleißigt wird und der vor allem bedeutet: nicht über Grundlegendes nachzudenken, nicht über Sinn und Stimmigkeit des Ganzen.

Etwas Erholung davon bietet vom 6. bis 8. März das 3. „Internationale Symposion Dürnstein“, das die Frage stellt: „Was macht und braucht Gutes Leben?“ Transdisziplinär wird diskutiert. Die Referenten und Diskutanten aus Österreich, Europa und Lateinamerika sind sehr gut gewählt. Da geht‘s, endlich mal wieder, auch intellektuell, wirklich ins Große.

„Die Ökonomie von Gut und Böse“ – Tomáš Sedláček

Der Tscheche Tomáš Sedláček hält den Eröffnungsvertrag. Sein Buch „Die Ökonomie von Gut und Böse“ hat für internationale Furore gesorgt, da es die modisch gewordene Fundierung der neueren Volks­wirt­schafts­lehren durch Mathematik, ihre mathematische Beweis­führung, als subtilen Aberglauben und Pseudo-Objektivismus bloß­stellt. Der allgemeinen „Gier nach Wachstum“ (privat und wirt­schaft­lich) stellt er tiefere, spannende Thesen ent­gegen, die z.T. der großen, ver­ges­senen Tradition der (mitunter sehr häretischen) Reli­gions­philo­sophie entstammen könnten.

Globalisierte Arbeitsmärkte – Diskussion mit Sozialministerium, Industrie und Gewerkschaft

Das Symposion, von Philosophin Ursula Baatz hervorragend kuratiert, spannt einen angemessen breiten Bogen. Diskutiert werden etwa auch die Bedin­gungen „guter Arbeit auf den globalisierten Arbeits­märkten“ – in einem Diskussionsblock unter Leitung von Gudrun Biffl (Donau-Universität Krems), mit Beteiligung wichtiger Vertreter von Sozialministerium, Wirtschaft, Industrie und Gewerkschaften (Marc Pointecker, Helwig Aubauer, Martin Gleitsmann, René Schindler).

Frauenarbeit, Prekarisierung und Armut in Europa

Auch zu den Themen unbezahlte Frauenarbeit, Prekarisierung und Armut in Europa gibt es mehrfach Vorträge und Diskussionen. Dazu u.a.: Isabell Lorey (Uni Basel, Zentrum Gender Studies), Adelheid Biesecker (Uni Bremen), Heinz-Jürgen Metzger (Zen-Meister, Solingen), Robert Sommer („Augustin“, Wien), Michaela Moser (Europäisches Armuts­netz­werk) und Johannes König (SJ, Graz). Über globale Arbeitszeit spricht Barbara Brenner (Donau-Uni Krems).

Menschenrechte, Spiritualität und Demenz – Fürlinger, Luf, Eglin

Aus dem Blickwinkel der Religionen, Philosophie und Medizin gibt es ebenfalls (weitere) höchst interessante Beiträge. So Ernst Fürlinger (Donau-Uni Krems) und Gerhard Luf (Wien) über „Menschenrechte und Gutes Leben“. Und Anemone Eglin (reform. Pfarrerin, Zürich) über „Spiritualität, Demenz und Gutes Leben“.

Markus Hengstschläger und Medizinhistoriker Dominik Wujastyk

Sodann Markus Hengstschläger (Meduni Wien) über „Wissenschaft als Zukunftsvorsorge“. Sowie der Medizinhistoriker Dominik Wujastyk (Uni Wien, Südasien-Institut), der (sehr erfreulich) elementare, neuere soziologisch-historische Erkenntnisse einzubringen scheint: „Whom do we trust? Authority, Authenticity and the History of Science“. Ein wichtiger wissenschaftlicher Zugang, der konstruktive, in Österreich eher vernachlässigte Fragen aufschließt.

In einem weiteren Block findet ein Streitgespräch zur Frage „Religion und Gutes Leben“ statt: mit Amani Abuzahra (IRPA, Wien), Theresia Heimerl (Uni Graz) und Robert Pfaller (Uni angewandte Kunst, Wien).

Der Wachstumswahn – Lord Robert Skidelsky und Fred Luks

Auch der fundamental wichtige Themenbereich Wirtschaft, Gesell­schaft und Nachhaltigkeit wird beim Symposion aufgegriffen. Gleich zu Anfang des zweiten Tags (7.3.) spricht dazu Robert Skidelsky (GB, Uni Warwick), bekannter Autor einer großen Keynes-Biographie. Sein neuestes Buch „Wie viel ist genug?“ sucht den Weg vom „Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens“.  Er spricht in Dürnstein zum Thema Zukunft der Arbeit und diskutiert danach mit Fred Luks vom Kom­pe­tenz­zentrum Nach­haltig­keit der Wirtschaftsuni Wien. Gleich darauf debattieren Jürgen Breuste (Uni Salzburg) und Reinhard Seiß über „gutes Leben mit der Natur in der Zwischenstadt“.

Oscar Vega Camacho, Veit Schmid-Schmidsfelden, Michaela Moser und Christian Felber

Ein weiterer Höhepunkt des Symposions ist sicherlich auch der Vortrag des bolivianischen Politikwissenschafters Oscar Vega Camacho über alternative, nachhaltige Wirtschaftsmodelle und ihre Diskussion und Praxis in Lateinamerika. Hierbei geht’s um „Dekolonisierung“, partizipative, demokratische, solidarische Gesellschaft und nach­haltig-wirtschaftliches-ökologisches Leben in Südamerika.

Oscar Vega Camacho nimmt auch an der Abschlussrunde des diesjährigen Symposion Dürnstein am späteren Nachmittag des 8. März teil, gemeinsam mit Christian Felber (Gemeinwohlökonomie, Attac), Michaela Moser und Veit Schmid-Schmidsfelden von der Industriellenvereinigung NÖ. Weiters ist auch Poetry-Slammerin Mieze Medusa aus Wien beim Symposion zu hören.

Donau-Universität Krems ist Mitveranstalter

Das „Symposium Dürnstein 2014“ wird veranstaltet von der NÖ Forschungs- und Bildungsgesellschaft (NFB) in Kooperation mit der Donau-Universität Krems und der Kirchlich Pädagogischen Hoch­schule Wien/Krems. Die Philosophin und langjährige Wissenschafts- und Religionsjournalistin, Ursula Baatz, ist auch heuer wieder die Kuratorin des vorzüglichen Programms.

magzin.at / Andreas Wagner

3. Internat. Symposion Dürnstein 2014
„Die Krise und das Gute Leben“
Datum: 6. – 8. März 2014 (Do – Sa)

veranstaltet von der NÖ Forschungs- und Bildungsges.m.b.H. (NFB) in Kooperation mit der Donau-Universität Krems und und der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien/Krems

Beginn: Do, 6. März, 17.00 bzw. 18.00 Uhr
Fr, 7. März, 9.30 bis 19.00 Uhr
Sa, 8. März, 9.30 bis 19.00 Uhr

Ort: Stift Dürnstein, Prälatensaal
3601 Dürnstein (in der Wachau)

genaues Programm, Karten und weitere Infos unter:
http://symposionduernstein.at

Foto: © fotofrank / fotolia.com
Artikel erstveröffentlicht am: 17. Feb. 2014
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