Wer von der Schweizer Literatur spricht, denkt unweigerlich an die großen Klassiker Gottfried Keller, Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Ahja, Martin Suter, Urs Widmer oder Alex Capus mag man auch schon gehört haben, aber wer ist Patrick Tschan?

Nun, der 1962 geborene und in Allschwil lebende Patrick Tschan ist ein Spätberufener, zumindest was das Romangenre betrifft. Seinem Debüt „Keller fehlt ein Wort“ von 2011 folgte 2013, ebenfalls beim Wiener Verlag Braumüller, „Polarrot“.

Eine naiver, unbekümmerter Frauenheld

In seinem zweiten Roman, einem Ent­wicklungsroman, der die Schweiz wäh­rend der NS-Zeit im be­nach­bar­ten Deutschland spiegelt, kredenzt uns Patrick Tschan mit „Köbi“ bzw. „Jack“ bzw. Jacques Breiter eine naive, unbekümmerte männliche Haupt­figur, die man einfach ir­gend­wie mögen muss.

Und das, obwohl wir es mit einem Frauenheld, einem Heiratsschwindler und einem Hochstapler zu tun haben, der auch nicht davor zurückschreckt, den Nazis das Rot für ihre Haken­kreuz­fahne zu verkaufen. Jacques Breiters waghalsige Geschäfte gehen auf Dauer natürlich nicht gut, er lernt den Krieg und seine Gräuel am eigenen Leib kennen.

Patrick Tschan versteht es, in einer mitreißenden Art und Weise und voller Komik zu erzählen, was selbst den tragischsten Ge­scheh­nis­sen eine gewisse Leichtigkeit verschafft.

Ein wunderbarer Erzähler, der drauf und dran ist, sich einen Na­men nicht nur in der Schweizer Literaturgeschichte zu machen.